Navigation und Service

Springe direkt zu:

Die gute alte Zeit und die Bauern

Ein ganzes Jahrhundert äußeren Friedens war danach Unterweiler beschert. Ob diese gute alte Zeit aber wirklich so gut, so idyllisch und friedlich gewesen ist, wie man heute vielleicht meint?

Da gab es seit Kaiser Karl dem Großen den »Zehnten« als Naturalabgabe, die an verschiedene genau festgelegte Empfänger abzuliefern war. Der »Große Zehnte« enthielt alles »was mit dem Pflug
gebaut wird«, also das Getreide mit Dinkel, Roggen, Hafer usw. Er war an die Grundherrschaft abzuliefern, die dafür ihre großen »Zehntscheuern« hatte. Unter dem »Kleinen Zehnten« vertand man »was mit Haue und Schaufel gebaut wird«, und »das im Hafen gekocht wird«: Hülsenfrüchte, Zwiebel, Kraut und Rüben, Obst, Nüsse, doch auch Hanf, Flachs und Heu. Die Abgrenzung war je nach Herrschaft schwankend. Dieser kleine Zehnte ging an die Geistlichkeit anstelle einer Entlohnung in Geld. Dazu zählte der »Lebendzehnte« mit Gänsen, Enten, Hühnern, Zicklein und dem Osterlamm. Um die geordnete Ablieferung des Zehnten gab es durchs Jahrhundert hindurch Streit und Ärger. Es stand einer deswegen verärgerten Bäuerin frei, sich mit der Abgabe einer alten zähen Suppenhenne anstelle eines zarten jungen Hühnchens zu rächen!

Verdruß genug entstand durch die Fronen, vor allem wenn die Fronpflicht in die Zeit von Aussaat und Ernte fiel oder bei klirrendem Frost stattfand. Der Fronmeister teilte ein und beaufsichtigte die
Arbeiten. Zu Zug- oder Fuhrfronen wurden die Pferdehalter eingeteilt, wie Beispiele an anderer Stelle kleinen Leute mit Wegmachen, Steinebrechen, Mähdiensten und als Jagdtreiber. Die Erinnerung an
die Feudaljagden des 17. und 18. Jahrhunderts lebt nochfort in dem Gedicht »Auf, halloh! Ihr Frohner eilt! Scholl's durch unsre Gassen. Und der Baur' mußt' unverweilt Pflug und Sense lassen.«
Die Ablösung und Umwandlung des Zehnten in Geldabgaben geschah um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

Fingerlin'sche Schlößchen

Das Fingerlin'sche Schlößchen mit dem noch verbliebenen Eckturm, so wie es sich heute darstellt.

Neue Baumsäge ; Stangen für Gartensäulen ; neuer eigener Leiterwagen samt Rad - 22 Mark ; Pfluggestell, neues Schweinströgle - 80 Pfg ; im Schulhaus Küchenhocker geflickt ; Rädle ans Kinderwägele - 50 Pfg ; eichene Heuerstiege ; neuer Rechen - 70 Pfg. ; Schubkarren, neuer Schlitten ohne Deichselgeschirr - 16.50 Mark ; neue Baumleiter mit 13 Sprossen 4.50 Mark ; neuer Kinderschlitten - 2.50 Mark ; Ham-merstiel — 10 Pfg. ; Kreuzhaue geschliffen, Haspel geflickt, 2 Zähne an Egge gemacht — 12 Pfg. ; Leiste an Kinderbettlade —10 Pfg. 4 Eichenfüß an Küchenstuhl,
neues Melkstühle — 70 Pfg. Mehrere Schlitten wurden nach Söflingen, dem Gurrenhof usw. pro Stück zu 22 Mark geliefert ; Bernerwägele — 71,20 Mark ; Besenstiel, neuer Schubkarren — 11 Mark.

»Anno 1785 seint die Betstunden aufgedeilt worden
erstlich Joseph Sumer von 7 bis 8 Uhr
Anton Haide und Matdeis Ditmann von 9 bis 10
Joseph Stolz von 10 bis 11
Bernhart Wangner von 11 bis 12
Anton Stolz von 12 bis 1
Martin Hueber von 1 bis 2
Joseph Frankh von 2 bis 3
Matheis Geiselman und Franz Joseph Emberger und Anton Geigert von 3 bis 4.
Anno 1802 hat man abggemacht wie man die Betstunden an dem Carfreitag und Samstag abtun soll
Erste Stund von 10 büs 11 Uhr, Michäll Sommer, Matheus Euerstock, Alowüsi Miller und Wüles Wüttüb.

2. Stund von 11 büs 12 Uhr, Matheus Dütman, Xaveri Hueber, Antoni Heude, Georg Pracher.
3. Stund von 12 büs 1 Uhr, Joseph Stolz, Sebastian Frank, Madeis Geuselmann, Xaveri Wideman.

4. Stund von 1 büs 2 Uhr, Johannes Wagner, Matheus Raisle und die Hirten.
5. Stund von 2 bis 3 Uhr, Antoni Stolz und ale zen oberen.
6. Stund von 3 büs 4 Uhr, Joseph Hueber, Franz Wagner, Nicholaus Bräutünger, Caspar Irdenkauf.7. Stund von 4 büs 5 Uhr, Joseph Frank, Georg Ihle, Joseph Dür.
8. Stund von 5 büs 6 Uhr, Joseph Edel, Franz Joseph Emberger, Bernhart Mack, Müchäll Sommer.
Nach der Aufstellung vom Jahr 1802, die mehrere Namen für eine Betstunde nennt, scheint die Einteilung so vor sich gegangen zu sein, daB zu den Roß-bauern auch deren Taglöhner gehörten.

Bild der Kindergartenkinder

Erinnerung an Kindergartenzeiten aus dem Jahre 1939.

Ein ganz besonderer Tag war die Einweihung des Kindergartens am 4. November 1973. Jahrelang hatte man gedrängt und gewartet, dann war in relativ kurzer Zeit das im Bungalowstil errichtete Gebäude, das Platz für zwei Gruppen mit je 28 Kindern bietet, fertiggestellt. Eltern, Kinder, Erzieherinnen und Praktikantinnen waren begeistert von den freundlichen und liebevoll ausgestatteten Räumen. Zum Außengelände gehören inzwischen drei Plantschbecken, ein Sandspielplatz und drei Holzhäuser, die Eltern für ihre Kinder gebaut haben.
Der Namenstag des Kirchenpatrons St. Anton, nach dem der Kindergarten benannt ist, hat seine eigene Tradition. Der Gottesdienst am Vormittag wird von den Kindern mitgestaltet. Danach folgen Frühschoppen und Mittagessen für Eltern und Gäste. Kasperltheater, Singspiele und andere Vorführungen der Kinder ergänzen das Programm bis zum gemeinsamen Vesper mit Rettich und Butterbrot. Es werden Bastelarbeiten verkauft, aus deren Erlös Anschaffungen ermöglicht werden, die der laufende Etat nicht hergibt. Damit wurde erreicht, daß der Kindergarten sehr gut ausgestattet ist. Unvergessen bleibt der Antoniustag vom Jahr 1977, als 400 Antoniusbrote verkauft wurden. Der Erlös kam dem Club Körperbehinderter und ihrer Freunde in Ulm zugute. Besonders aufgeschlossen zeigen sich die Kinder, wenn sie die Feste im Lauf des Kirchenjahres mitgestalten dürfen. Palmsonntag, Maiandacht, Erntedank, Mar-tinsumzug , Nikolaus und Advent, damit leisten sie ihren Beitrag zum Erhalt des alten Brauchtums. Da gleichzeitig die Eltern mit eingebunden sind, erhalten diese Gemütswerte, die gerade in unserer schnel-lebigen Zeit so wohltun.

Seit November 1951 trägt der Kirchenchor Unterweiler zur Gestaltung der Gottesdienste bei. Sängerinnen und Sänger können sich auf eine lange Tradition berufen, denn in einem Gemeinderatsprotokoll vom Jahr 1864 wird darauf hingewiesen, daß »den Sängern für die Verschönerung des Meßopfers von der Gemeinde eine Anerkennung zuerkannt wurde. « Damit kam auch die Wertschätzung der Dirigenten zum Ausdruck. Sie darf ruhig auf die heutige Zeit übertragen werden, wo es Chorleiterinnen und Organistinnen gibt. Dies wäre vor hundert Jahren wohl nicht möglich gewesen.

Das »Schreibbuch für Vinzenz Embacher, Wagner in Unterweiler, begonnen am 1. Juli 1894 - MIT GOTT -« läßt uns teilhaben am Dorfleben vor nicht ganz einhundert Jahren. Stellvertretend für
Rechenmacher, Schuhmacher, Sattler, Maurer,  Zement-warenhersteller und andere, die im heutigen Ortsbild fehlen, zeigt es uns die Vielfalt der landwirtschaftlichen Geräte, die von ihm repariert
oder neugefertigt wurden. Darüber hinaus sind die Preisangaben interessant im Hinblick auf seine Einkommensverhältnisse. Fragt man heute einen Schüler, was denn ein Wagner hergestellt hat, so
folgt ganz sicher die Antwort ein Wagenrad. Daß aber der »Großauftrag« für einen Wagen eher seltener erfolgte im Gegensatz zu vielen Reparaturen, kann dieser Aufstellung entnommen werden. Beginnen wir also mit dem Jahr 1894: Maschinenmesser geschliffen - 20 Pfennig ; Fuß an Melkstuhl - 25 Pfg. ; 25 Heinzen gemacht - 2.50 Mark ; Heuleiter gemacht ; Joch gemacht ; neues
Deichselgeschirr für Holzschlitten - macht 6.50 Mark ; Bernerwägelesrad ausgestückt - 4,70 Mark ; Karrenrad - 1 Mark ; Deichsel für Dungwagen und neues Mistkarrenrad - 2.20 Mark ; neue Roßraufe
16.10 Mark ; Steigleiter mit 17 Sprossen - 5.50 Mark ; neues Sitzbrett für Bernerwägele - 35 Pfennig.

Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrages

Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrags am 8. November 1971 mit Bürgermeister Thomas Renz, Oberbürgermeister Dr. Theodor Pfizer und Bürgermeister Dr. Hans Lorenser.

Das Jahr 1971 war für die Gemeinde Unterweiler und ihre Verwaltung ein besonders wichtiges und zukunftsweisendes. Nach reiflicher Überlegung und Abwägen der Vor- und Nachteile, und nach intensiven Diskussionen mit den Bürgern, entschloß man sich im Zuge der Verwaltungsreform zur Eingemeindung nach Ulm. Am 24. oktober 1971 fand in Unterweiler die letzte Gemeinderatswahl und
am 7. November 1971 eine Bürgeranhörung statt. Wahlberechtigt waren 317 Bürger. 258 (81%) gaben ihre Stimmeab. Davon stimmten 208 (80,6%) mit »Ja« und nur 47
(18,2%) mit »Nein«. 3 Stimmen waren ungültig.Nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses hielt der Unterweiler Gemeinderat am 8. November 1971 eine Gemeinderatssitzung ab und entschied sich
einstimmig für die Eingemeindung. Anschließend unterzeichneten Oberbürgermeister Pfizer für die Stadt Ulm und Bürgermeister Renz für Unterweiler »die Vereinbarung über die Eingliederung der
Gemeinde Unterweiler, Landkreis Ulm, in die Stadt Ulm«. Von seiten der Unterweiler Bürger wurde die Eingemeindung allgemein begrüßt. Oberbürgermeister Pfizer schrieb in der an alle
Unterweiler Haushalte verteilten Broschüre »Willkommen in Ulm« u. a. . . . »Ulm muß und will sich seines neuen Stadtteiles liebevoll annehmen. Das heißt, nicht nur den Vertrag erfüllen, sondern ständig an diese neuen Mitbürgerinnen und  Mitbürger besonders denken. Dazu gehören Geduld, die Bereitschaft einander zu verstehen, auch von manchen bisherigen Vorstellungen Abschied zu
nehmen.« Eine schöne Geste der Stadt war die Überreichung eines Ulmer Guldens am Schwörmontag 1974 an alle Kinder der neu eingemeindeten Orte bei der Schwörfeier auf dem Weinhof.

Kindergarten mit Spielplatz

Der neue Kindergarten mit Spielplatz.

Eine wichtige Vorarbeit zu diesem Unternehmen war die Feldvermessung, die um 1825 in der Markung vorgenommen wurde. Dabei wurden die einzelnen Parzellen vermessen und schriftlich aufgeführt. Am 2. April 1882 erfolgte dann der Beschluß, einen besonderen Plan zur Feldbereinigung anfertigen zu lassen, der in erster Ausführung 1887 der Gemeinde vorgelegt und am 15. September 1897 vom Gemeinderat begutachtet und angenommen wurde. Vier Grundsätze waren kennzeichnend:
1. Der Besitz jedes einzelnen Bauern wird auf möglichst wenig Einzelstücke beschränkt.
2. Jedes Grundstück muß mindestens auf zwei Seiten an einen Weg grenzen.
3. Wird ein Stück geteilt, so muß jedes Teilstück wieder an zwei Wege grenzen.
4. Die Stücke dürfen ein gewisses Mindestmaß nicht unterschreiten (ca. 1/2 Morgen).
Durch die unterschiedliche Beschaffenheit des Bodens war es nicht möglich, die Stücke der verschiedenen Eigentümer immer in der gewünschten Weise zusammenzufassen. Daher fand man bis zur beschleunigten Felderzusammenlegung der Jahre 1968-1971 noch zahlreiche Parzellen unter einem Morgen. Die Wege wurden nicht besonders grundiert, sondern im Laufe der Zeit festgefahren. 1906 waren die Arbeiten abgeschlossen und am 16. Januar 1910 gingen Wege und Gräben in Gemeindeeigentum. Die Kosten wurden von der Gemeinde getragen. Sie beliefen sich Ende des Jahres 1905 auf 12 558.88 RM. Am 19. 2. 1968 gab Bürgermeister Renz einen Bericht im Gemeinderat bezüglich einer beschleunigten Felderzusammenlegung. Das Flurbe-reinigungsamt Ulm wurde federführend mit der Maßnahme beauftragt. Nach durchgeführten Wegebau- und Entwässerungsmaßnahmen erfolgte 1970/71 die Zuteilung der zusammengelegten größeren Grundstücke.

Bürgerversammlung

Oberbügermeister Ernst Ludwig bei der Bürgerversammlung am 28. November 1989.

Die ersten namentlich genannten Schultheißen
waren
1674 Matthäus Maier
1689 Rudolph Heckler
1756 Bernhard Wanger und Joseph Bierbrigel, beide
Bürgermeister
1776 Joseph Sommer und Antoni Geiger
1785 Joseph Stolz und Anton Nothelfer, beide Bür-
germeister
1788 Joseph Sommer und Antoni Geiger
1792 Antoni Stolz, Bürgermeister
1797 Joseph Edel und Joseph Frankh, beide Bürger-
meister
1799 Joseph Sommer und Xaveri Hueber
1799-1819 Joseph Edel
1819-1830 Michael Sommer
1830-1839 Hueber
1839-1857 Johann Sommer
1857-1881 Stolz
1881-1913 Ignaz Sommer
1913-1927 Johannes Sommer
1927-1945 Karl Jäger
1945-1945 Johannes Nothelfer
1945-1948 Karl Ströbele
1948-1966 Karl Jäger
1966-1971 Thomas Renz, ab 1972 Ortsvorsteher

Die Gemeindeverwaltung setzte sich zunächst aus
6 Gemeinderäten und 6 Deputierten (Opposition)
zusammen, später aus dem Bürgermeister und 8
Gemeinderäten. Die Gemeinderäte wurden
ursprünglich auf 2 Jahre gewählt. Der
Gemeindeverwaltung gehörten auch der
Gemeindepfleger der für die Gemeindekasse
zuständig war, und der Gemeindediener an. Pflichten
und Aufgaben des Gemeindedieners beschreibt recht
anschaulich ein Gemeinderatsprotokoll aus dem Jahre
1824:
1. habe er täglich beim Schultheiß dreimal zu
erscheinen und alle Briefe und Pakete auf den
bestimmten Platz zu besorgen,
2. habe er sorgfältig die Bettelleute fortzuschaffen,
3. habe er auch bisweilen, wenn es nötig sei, die
Fahrleisen mit dem Rechen einzuebnen und das
Wasser aus solchen abzuführen
4. habe er jede Stunde nach 10 Uhr nachts zu rufen
und den Ort fleißig auszustreichen,
5. wird ihm strenge aufgegeben, nach 10 Uhr nachts
weder Gäste im Wirtshaus noch andere Leute auf
der Gasse zu dulden,
6. wenn jemand den Befehl des Nachtwächters
übergeht, so habe er es auf der Stelle dem
Schultheiß anzuzeigen, wo dann das weitere gegen
den Ungehorsamen verfügt werden wird.
7. habe er alle auswärtigen Steuern dem
Gemeindepfleger unentgeltlich einzuziehen.
Für diese Dienstleistungen erhielt der
Gemeindediener jährlich 23 fl und freie Wohnung.
Bei Kriegsende 1945 wurde der damalige Bürgermeister seines Amtes enthoben und durch die Militärregierung ein Nachfolger eingesetzt.
Die erste demokratische Bürgermeisterwahl nach dem 2. Weltkrieg erfolgte 1948. Bei dieser Wahl wurde Karl Jäger mit großer Mehrheit erneut zum Bürgermeister gewählt. Die Amtszeit des Bürgermeisters und der Gemeinderäte wurde auf 6 Jahre festgelegt (Ausscheiden der Hälfte der Gemeinderatsmitglieder nach 3 Jahren).
Bürgermeister Jäger blieb bis zu seinem 70. Lebensjahr im Amt. Sein fünfundzwanzigstes Dienstjubiläum am 1. Februar 1954 ist noch in lebhafter Erinnerung.
Thomas Renz trat im Jahre 1966 seine Nachfolge an.
Ein Jahr später, 1967, wurde die Regelung abgeschafft, amtliche Bekanntmachungen durch den Gemeindediener, den »Büttel« ausschellen zu lassen. Die Bürger Unterweilers wurden nunmehrdurch durch ein gedrucktes Amtsblatt über alles Wichtigeaus ihrer Gemeinde informiert . 1968 wurde im Zuge von Renovierungsarbeiten an der alten Schule dasgesamte Rat- und Schulhaus völlig  umgebaut.In diesem Jahr zählte die Gemeinde zum erstenmal mehr als 500 Einwohner.

Guß der Glocke ,,St. Wolfgang"

Guß der Glocke ,,St. Wolfgang" für die Kirche von Unterweiler am 5. Oktober 1990 bei der Firma Bachert, Bad Friedrichshall- Kochendorf, den Gemeindemitglieder interessieert verfolgen.

Die einstige Kapelle besaß zwei Glocken, die 1766 von Karl Christoph Frauenlob in Ulm gegossen wurden. Die größere trug ein Relief mit dem hl. Antoni-us und eine Kreuzigungsgruppe. Die andere
war verziert und geweiht dem hl. Florian und diente auch als Feuerglocke. Auf der Gegenseite befand sich eine Madonna.
Die Antoniusglocke mußte am 17. Juni 1917 für Kriegszwecke abgehängt und eingeschmolzen werden. Ihre kleinere Schwester räumte 1922 den Platz für ein neues Geläut, welches im Herbst 1921
bei der Glockengießerei Bachert in Friedrichshall in Auftrag gegeben worden war. Diese beiden neuen Glocken die große Antonius - und die kleinere Marienglocke wurden am 12. Februar 1922 geweiht.
Die Antonius-glocke überlebte den zweiten Weltkrieg und ruft noch heute die Gläubigen zum Gebet. 1942 läutete die Marienglocke zum letztenmal, bevor sie, wiederum als Opfer eines Krieges, abgenommen werden mußte und verschollen blieb. An ihre Stelle trat am 16. Dezember 1951 eine neue Glocke. Der Wunsch, das vorhandene Geläut zum 900jährigen Dorfjubiläum um eine dritte Glocke zu vergrößern, fand Gehör bei einigen Spendern. Am 15. Oktober verfolgten Unterweiler Bürger den Glockenguß bei der Firma Bachert, und am 28. Oktober 1990 fand die Weihe durch Dekan Josef Kaupp, Ulm, statt. Die Glocke trägt die Inschrift »Heiliger Wolfgang, bittefür uns«. Zwischen ALPHA und OMEGA, dem Anfang und Ende, steht das PAX für Friede. Sie wiegt 124 kg und hat den Schlagton fis-5/16. Sankt Anton hat zum erstenmal in seiner langen Geschichte ein dreistimmiges Geläut. Die Tondisposition Cis-e-fis stimmt das Te-Deum-Motiv an.

Kastanienbaum bei der Franziskuskapelle

Der alte Kastanienbaum bei der Franziskuskapelle mußte dem Straßenbau von 1961 weichen. Die Kapelle steht noch an ihrem alten Platz.

Die Stadt Ulm richtete anstelle des bisherigen Bürgermeisteramtes in Unterweiler eine Ortsverwaltung mit einem Ortsvorsteher und 6 Ortschaftsräten ein.
Bis zur ersten Wahl der Ortschaftsräte im Jahre 1974 nahm der bisherige Gemeinderat die Aufgaben des Ortschaftsrates wahr.
Der Ortschaftsrat berät die örtliche Verwaltung und wird zu wichtigen Angelegenheiten der Ortschaft gehört. Er hat außerdem ein Vorschlagerecht in allen Angelegenheiten, die die
Ortschaft betreffen. Dem Ortschaftsrat werden im Rahmen der der Ortschaft zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel folgende Angelegenheiten zur Entscheidung übertragen:

Kultur- und Heimatpflege, insbesondere Förderung der örtlichen Vereine und Verbände.
Verschönerung und Pflege des alten Ortskerns und der Denkmäler. Abhaltung von Kinderfesten, Altenfesten, Turnfesten, Musikfesten und ähnlichem.
Benennung der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze im Benehmen mit dem Stadtmessungsamt.
Vatertierhaltung.
Entscheidung über Bauvorhaben und Vergabe von Arbeiten und Lieferungen von mehr als zehntausend bis fünfzigtausend Mark. In der Zwischenzeit sind die Zuständigkeiten wesentlich erweitert und zeitgerecht angepaßt worden.

Ab 1. Januar 1972 ist Unterweiler, das alte Irmelbronn, ein reger, aktiv zum Leben der ganzen Stadt beitragender Stadtteil von Ulm, der sich harmonisch in die Gemeinschaft einfügt.

Schulklasse 20. Jahrhundert

Lehrer Linder mit seinen Schülern im Jahre 19?? : Erste Reihe (von links nach rechts): Sebastian Kienzler, Konrad Braunmüller, Franz Kienzler, Anton Häfele, Josef Wegerer, Hans Merkle, Wendelin Wegerer. Zweite Reihe: Karl Kienzler, Franz Nothelfer, Theresia Hartlieb, Theresia Augustin, Anna Henle, Anna Wegerer, Agathe Merkle, Barbara Nothelfer. Dritte Reihe: Klara Henle, Theresia Nothelfer, Elisabeth Holzschuh, Juliane Stolz, Paula Augustin, Hilde Kögel, Lina Wurst, Maria Wegerer. Vierte Reihe: Otto Hartlieb, Georg Häfele, Gottfried Nothelfer, Ernst Merkle, Albert Hartlieb, Karl Sälzle, Karl Hartlieb, Anton Augustin, Johannes Reisacher.

In einer Urkunde aus dem Jahre 1557, laut wel cher Sebold Lupin den vierten Teil von Unterweiler an seinen Vetter Anthon Schleicher verkaufte, wird zum erstenmal eine „Schulmeisterstelle« in Unter weiler erwähnt.
Als das Wiblinger Kloster Herr über den Ort wurde, nahmen sich wahrscheinlich die Mönche der Schule an, doch ist näheres aus dieser Zeit nicht bekannt. Der Unterricht wurde zunächst in dem später mit der Nr. 25 und dem Namen „Füxles. Haus bezeichneten Gebäude abgehalten. Es war ein »herrschäftliches« Haus und gehörte dem Klo ster Wiblingen. Der erste namentlich bekannte Leh rer war Antonius Nothelfer, der 1741 in Oberkirch berg geboren war und im Jahr 1774 nach Unterweiler zog.
Im Jahr 1802 wurde die Schule in das Gebäude Nr. 22 verlegt. Dieses war 1792 durch einen Brand voll ständig zerstört und an der gleichen Stelle wieder neu erbaut worden. Der Lehrer Antonius Nothelfer zog dort ein. Auch sein Nachfolger Josef Nothelfer, geboren 1787, der nebenher das Amt des Meßners bis 1840 ausübte, wohnte dort. 1864 wurde dieses Gebäude abgebrochen. An seine Stelle trat der Neu bau des jetzigen Schul- und Rathauses, Kirchgasse 2.
Bereits 1907 wurde der Klassenraum zu klein, so daß man den Westgiebel abreißen und 1,7 m nach Westen rücken mußte. Auch die Südwand des Hau ses wurde durchbrochen und das Klassenzimmer dort um 2,5 m verlängert, sodaß ein für damalige Verhältnisse geräumiger Schulsaal mit 64 Sitzplät zen entstand.
Zwei Jahre später wurden die alten Dreier- und Vierer-Sitzbänke durch neue Schulmöbel ersetzt.
Die Schülerzahlen sind ab 1903 bekannt. Sie wechselten von 27 im Jahr 1926 über die höchste Zahl von 89 im Jahr 1946 auf 39 im Jahr 1955. Bis zum Schuljahr 1938/39 gab es nur die Klassen 1-7; ab Schuljahr 1939/40 gab es die Klassen 1–8; ab 1936 galt eine neue Notenskala, und zwar nicht mehr 1-8, sondern 2–6. Im Jahre 1963 wurde erstmals seit Bestehen der Schule eine zweite Klasse unter Lehrer Manfred Kaiser eingerichtet, die zunächst im 1956 erbauten Jugendheim untergebracht war. Trotzdem reichten bald der Raum und auch der Einsatz eines einzigen Lehrers für neun
Schuljahrgänge nicht mehr. So wurde beschlossen, die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5-9 (Hauptschule) in die Sägefeldschule nach Wiblingen einzuschulen. Ab 1. Dezember 1966 gab es für sie den Schülerbus. 1968 wurde das Schul- und Rathaus renoviert, von Grund auf umgebaut und mit einem überdachten Pausenhof versehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bei ansteigender Einwohnerzahl die Kapelle als Kirche bald zu klein. Anläßlich einer Patroziniumsfeier im Juni 1954 wurde zum erstenmal konkret von einer
Erweiterung gesprochen und ein »Kirchenbau-Verein« daraufhin gegründet, um die auf sechzigtausend Mark geschätzten und größtenteils von der Kirchengemeinde zu tragenden Baukosten so rasch wie möglich zusammenzubringen.
Die Pläne eines Kirchenneubaus an einer günstiger gelegenen Stelle als an der verkehrsmäßig stark frequentierten Ortsstraße mußten aufgegeben werden. Der spätgotische Chor der Kapelle steht
unter Denkmalschutz. Experten hielten ihn für den einzigen noch erhaltenen Teil des beim Brand von 1552 zerstörten Kapellenbaues. Man entschloß sich daher zu einem Umbau unter Einbeziehung des Chores. Dieser sollte als Gedenk- und Gebetsraum für die Gefallenen und Vermißten beider Weltkriege dienen. Am 13. Mai 1956 erfolgte der erste Spatenstich durch Stadtpfarrer Ernst Zehringer aus Wiblingen, und am 14. Juni darauf feierte die Gemeinde das Richtfest. Am 30. September 1956 weihte dann Dekan Monsignore Dr. Anker aus Ulm unter großer Anteilnahme der Gläubigen aus Unterweiler undden Nachbarorten die neue Kirche. Sie wurde ein Schmuckstück für den Ort mit erhöhtem Turm und neuer Turmhaube. Die Sakristei kam an die Ostseite und ist aus Backstein. Im schlichten, hellen Kircheninnern fällt das Kupferrelief von Bildhauer Veit aus Lindau auf. Dieser Künstler schuf auch das eigenwillige Ewige Licht. Der Altar aus Treuchtlinger Marmor und das von Architekt Poss gearbeitete Kirchengestühl passen gut in den Raum.
Die Belange der Denkmalpflege wurden gewahrt. Der alte Chor mit gotischem Gewölbe erhielt seine ursprüngliche Schönheit wieder. Er gibt der ergreifenden Pietä, deren Herkunft und Alter im
Dunkeln bleibt, einen würdigen Rahmen als Totengedenkstätte für die Opfer zweier Kriege. Im Januar 1967 mußte der Altar entsprechend der neuen Liturgie umgebaut und mit neuem Tabernakel
versehen werden. Gleichzeitig ging ein lange gehegter Wunsch nach einer neuen Orgel in Erfüllung, doch mußte man sich aus finanziellen Erwägungen vorerst mit einer elektronischen Orgel begnügen. Erst 1979 kam eine Pfeifenorgel mit fünf Registern und 254 Pfeifen von der Firma Reiser, Biberach, zur Aufstellung. Sie erklang erstmals am 4. Oktober 1981.

Die Errichtung einer funktionierenden Kanalisation machte früher in Unterweiler große Schwierigkeiten, da das Gefälle des vorhandenen Ableitungsgrabens zu gering war. Diese Tatsache bekamen die Einwohner oft schon nach heftigen Gewitterregen unliebsam zu spüren. Große Teile der Hauptstraße standen dann unter Wasser. In dem strengen Winter 1941/42 fror ein Teil des Ableitungsrohres, der nicht tief genug gelegt war, ein. Das nachströmende Abwasser überflutete die Hauptstraße und verwandelte sie in einen Eisplatz. Straßenverkehr war über längere Zeit hinweg fast unmöglich.
Man machte sich Gedanken, Abhilfe zu schaffen. Da die ganze Markung tief liegt, die Entfernung zu den Flüssen Donau und Weihung 2,5 km beziehungsweise 3,4 km beträgt und für eine einwandfrei funktionierende Abwasserleitung ein künstliches Gefälle und tiefliegende Rohre nötig wären, scheiterten die Pläne zunächst an den hohen Kosten. Erst im Frühjahr 1965 wurden die Bauarbeiten zu einer neuen Kanalisation ausgeschrieben. Der erste Bauabschnitt umfaßte die »Siedlung« (Jahnweg) und den Dorfteil »Außenweiler«. In einem zweiten Bauabschnitt sollte dann das übrige Dorf angeschlossen werden.
Zu diesem Plan gehörte auch die Erstellung einer Kläranlage am »Fischbachbrückle«. Das geklärte Wasser würde dann bei Unterkirchberg in die Weihung geleitet werden.
Die Bauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran und der erste Abschnitt der Kanalisation konnte erst Ende des Jahres fertiggestellt werden.
Der zweite Abschnitt, der das »obere« und »hintere« Dorf umfaßte, wurde im Herbst 1967 in Angriff genommen und am 1. Juli 1968 war ganz Unterweiler an die Kanalisation angeschlossen. Das Netz für die Abwasserbeseitigung hatte damals eine Länge von 3700 Meter.
Danach begann man mit dem Bau der neuen mechanisch-biologischen Kläranlage beim Fisch-bachhof, die am 5. September 1969 mit einer Feier offiziell in Betrieb genommen werden konnte. Die Kläranlage war für 1000 Einwohner ausgelegt, konnte aber bei Bedarf erweitert werden. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf rund 285 000 DM.
Die Erweiterung der Kläranlage ist aus Abwasser-qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsgründen nicht ausgeführt worden. Am 19. August 1980 erfolgte der Abwasseranschluß an die Sammelkläranlage Stein-häule. Das Kanalisationsnetz wurde mit der Erschließung neuer Baugebiete ständig erweitert.

Pfarrer Schedler, D. Josef 1808-1809
Pfarrer Geisenhof, Gg. Maximilian 1809-1819
Pfarrer Vogt, Josef 1819-1835
Pfarrer und Dekan Frey, Alois 1836-1861
Pfarrer Funk, Joh. Baptist 1861-1877
Pfarrer Dr. Glatz, Karl Jordan 1878-1880
Schulinspektor Kieninger, Anton 1881-1893
Kammerer Saupp 1894-1912
Pfarrer Diener, Karl 1913-1919
Pfarrer Schwenger, Alois 1919-1934
Stadtpfarrer König, Johannes Evang. 1934-1947
Stadtpfarrer Zehringer, Ernst 1947-1968
Pfarrverweser Bartsch, Adalbert 1968-1970
Pfarrer und Dekan Omonsky, Dietrich 1970-1987
Pfarrer Rohr, Albert 1987-1991
Pfarrer Nussbaumer, Hubert A. 1991-

Klassenzimmer mit Schülern

Linke Reihe (von oben): Anton Wegerer, Lehrer Linder, Anna Wegerer, Barbara Nothelfer, Agathe Merkle, Hans Merkle, Theresia Nothelfer, Theresia Kiezler, Johanna Kienzler, Theresia Augustin, Magdalena Nohelfer, Johannes Nothelfer. Rehtte Reihe (von oben): Gottfried Nothelfer, Farnz Magg, Franz Kienzler, Anton Häfele, Konrad Braunmüller, Josef Renz, Albert Häfele.

Unterweiler war inzwischen ab 1. 1. 1972 nach Ulm eingemeindet. Durch den Zuwachs an Einwohnern wurde die Schule bald wieder zu klein und man trug sich mit Neubaugedanken.
Doch erst 1984 konnte der Plan auf eine nicht alltägliche Weise verwirklicht werden: Für das 1970 in elementiertem Holzbausystem errichtete Ulmer Rechenzentrum, das sich seither auf einem von derStadt Ulm anderweitig verplanten Sanierungsgelände befand, mußte ein neuer Standort gefunden werden. Da in Unterweiler bereits das Konzept für einen neuen Ortskern entwickelt worden war und dieses Gebäude mit seiner Holzbauweise gut zu dem bestehenden Kindergarten und der Turn- und Festhalle paßte, wurde die gesamte Konstruktion in neunmonatiger Arbeit demontiert und in Unterweiler in anderer Form wieder aufgebaut. Am 13. Juli 1984 konnte die neue Grundschule mit vier Klassenzimmern, einem Raum für Hand- und Bastelarbeiten, einer Bücherei und Verwaltungsräumen eingeweih twerden. Sie sollte nach den Worten von Bürgermeister Dr. Hartung »ein echter Kommunikationsbereich für jung und alt« werden, und das ist sie mit ihren hellen, freundlichen Räumen, die teilweise auch die Erwachsenen für Vorträge und Seminare nutzen können. Der Schulleiter erhielt am 11. 12. 1989 die Amtsbezeichnung »Rektor«. Erst-,'mals seit dem Jahre 1966 werden im Jubiläumsjahr 1992 über 70 Schüler in Unterweiler unterrichtet.

Neben den Bauern gab es auch Handwerker in Unterweiler. Eine Bäckerei entstand erst 1905. Vorher wurde das Brot in den eigenen Backöfen gebacken.
Johann Baptist Hayde suchte im Jahr 1811 bei der Königl. Württembergischen Regierung um die Genehmigung nach, in seinem Haus »Hochzeiten halten und ein Dafern (Wirtshausschild) anbringen zu dürfen«. Fünf Jahre später verkaufte er sein Haus an Joseph Häfele aus Unterkirchberg, der es erneuern ließ und darin das Gasthaus »Zum Hirsch« eröffnete. 1876 wurde im Ort noch eine zweite Gastwirtschaft »Die Traube« eröffnet.
In der Pfarrchronik von Unterkirchberg aus dem Jahr 1808, die von Pfarrer Amandus Storr zusammengestellt wurde, befindet sich ein vollständiges Verzeichnis der Häuser des Ortes

1 Wirths Haus
2 Schneiders oder Medesten Xaverius Haus
3 Freudeneggers Haus
4 Schmitte
5 Schultheißen oder untere Webers Haus
6 Obere Webers Haus
7 Jägger Bauers Haus
8 Bäuerles Haus
9 Hintere Bauers Haus
10 Hintere Webers Haus
     A untere Stuben
     B obere Stuben
11 Hirten Haus
12 Modesten Haus
     A erstere Behausung genannt Modesten Haus
     B zweite Behausung genannt Reißers Haus
13 Geißeles Haus
14 Groß Schlössle
     A Erste Stuben (unten)
     B zweite Stuben (unten)
     C erste Stuben (oben)
     D zweite Stuben (oben)
     E dritte Stuben (oben)
15 Schuhmachers oder Höldens Haus
     A erste Behausung genannt Schuhmachers Haus
     B zweite Behausung genannt Hölden Haus
16 Deißler Haus (ehevor Baumeister Haus) - später oberer Bauer
17 Klein Schlössle
     A erste Behausung (oben) genannt Glaßner Haus
18 B zweite Behausung (unten) genannt Franzeles Haus
19 Borhauer's Haus
20 Modesten Haus
21 Wagners Haus
22 Schul Haus
23 Holzwarths Haus
24 Scheifeles Haus
25 Steines Haus
26 Fixlis Haus
     A erste Behausung genannt Fixlis Haus
     B zweite Behausung genannt Bechenschneiders Haus

Das Groß Schlößle (Nr. 14) war der ehemalige Besitz der Herolds, der später dem Kloster Wiblingen gehörte und 1786 unter Abt Roman Fehr ausgebessert und in mehrere »Stuben« eingeteilt wurde.
Das Klein Schlößle war die ehemalige Wohnung der Fingerlins. Im 18. Jahrhundert hatte es 2 Besitzer: Kaspar Kirschner, einen Glaser (Glaßners Haus) und Franziska Bergerin, die ihrer kleinen Statur wegen »Franzele« genannt wurde (Franzeles Haus).
Die Bauernhäuser waren meist sogenannte »Einheitshäuser«, aus Lehm, später aus Ziegeln gebaut, zweistöckig, das Obergeschoß im Fachwerkbau errichtet und Wohnhaus, Stall und Scheuer unter einem Dach vereinigend.

Filialen von Fischbach und Unterweiler

Teil aus der Karte der Pfarrey Unterkirchberg und ihrer dazugehörigen Filialen: Hier die Filialen Fischbach und Unterweiler. Gezeichnet im Jahr 1808 ,,Zum Familien- und Seelenregister", wahrscheinlich im Auftrag des Pfarrers Amandus Storr oder von ihm selbst gezeichnet (Pfarrchronik Unterkirchberg).

Siebenhundert Jahre war Unterweiler nach Unterkirchberg eingepfarrt. Das hieß für die Kirchgänger dreiviertel Wegstunden bei Wind, Frost, Regen und Hitze auf sich zu nehmen. Kindstaufen, Aussegnung der Wöchnerinnen, Hochzeit und Begräbnis fanden in Unterkirchberg statt. Umgekehrt mußte der Pfarrer von Unterkirchberg dieselben Wegverhältnisse inkaufnehmen und dazu bei Tag
und Nacht bereit sein, an Kranken- und Sterbebetten zu eilen. Das sollte sich nach den Josephinischen Reformen ändern lassen. »Nach meinem Tode wird es große Veränderungen geben«,
bangte Kaiserin Maria Theresia um die Zukunft. Sie behielt Recht. Nach ihrem Tod am 29. November 1780 kam ihr Sohn Joseph II. an die Regierung. Bereits im Jahr 1783 begann der »Klostersturm« mit Aufhebung von Klöstern fast aller Orden, die ihm zu zahlreich vertreten waren. An deren Stelle trat die Neugründung von Pfarreien oder die Umwandlung von Filialkirchen in Pfarrkirchen. Dadurch wurde der Bau von Kirchen und Pfarrhöfen notwendig, wobei meist auch ein neues Schulhaus eingeschlossen war. Unterweiler erhielt Kenntnis über die Bedingungen des kaiserlichen Dekrets über
die Vorderösterreichische Regierung und Kammer in Freiburg im Jahr 1783 und stellte daraufhin den Antrag auf Einrichtung einer lokalen Kaplanei-oder »Frühmesserstelle« für die Antoniuskapelle. Die Voraussetzung für eine eigene Pfarre oder Lokal-kaplanei war laut Dekret folgende: »Wo Wasser, hohes Gebirge, Schnee im Winter oder schlechte Wege den Kirchgang erschweren, die Entfernung über eine Stunde Wegs beträgt und die Gemeinde über 700 Personen stark ist. Orte, die mit einer Kirche versehen sind, sollten den Vorrang haben. Wesentlich war die finanzielle Sicherung der Gründungen. Wenn keine anderen Einkünfte vorhanden waren, sollten die Pfarrer aus der Religionskasse jährlich 600 Gulden, Lokalkapläne 350 Gulden erhalten.
Obwohl diese Voraussetzungen für Unterweiler nicht zutrafen - der Kirchweg sowohl nach Unterkirchberg wie nach Wiblingen betrug dreiviertel Stunden, die Seelenzahl vom einhundertvierund-
sechzig war nicht überwältigend - bewarb sich Unterweiler mit ausführlicher Begründung. Der Abt von Wiblingen war bereit, einen seiner Konventualen dafür abzustellen. Der Antrag wurde abgelehnt.
Es gab aber sichtbare Anzeichen dafür, von seiten des Klosters Abhilfe zu schaffen, denn Abt Ulrich IV. ließ kurz nach seinem Amtsantritt an der Südseite des Chores der Antoniuskapelle eine Sakristei anbauen. Nach und nach erhielt die Kapelle eine Kanzel, Tabernakel, Monstranz, Meßkelche und ein Heiliges Grab für die Betstunden an den Kartagen, deren Einteilung stundenweise nach Familien im »Lagerbuch der Gemeinde« festgehalten ist.
Vertraglich wurde vereinbart, daß alle Sonn- und Feiertage von einem Wiblinger Pater in der Kapelle Gottesdienst abgehalten wird gegen Bezahlung des Gehalts aus der Gemeindekasse. Der
Klostergeistliche mußte jeweils mit dem Pferdefuhrwerk abgeholt und zurückgebracht werden. Die Vereinbarung traf Ulrich ohne vorherige Einschaltung der zuständigen Behörden. Diese
Eigenmächtigkeit läßt sich durch die allgemeine Unsicherheit, ob nun auch Wiblingen zu den aufzulösenden Klöstern gehören werde, leicht erklären. Es war dann nur noch ein kleiner Schritt bis
zum ständigen Aufenthalt des Wiblinger Paters Fortunat Pock, denn im Jahr 1787 war laut Lagerbuch ein neues Schulhaus mit Klassenzimmer und Lehrerwohnung im Parterre und einer Wohnung im 1. Stock, zu der noch ein »Wurzgärtlein« gehörte, erbaut worden. Die Gemeinde stellte Pater Fortunat kostenlos Wohnung, Heizmaterial, Wachs für Kerzenbeleuchtung und Opferwein zur Verfügung und bezahlte das Gehalt. So wurde verfahren von 1798 bis zur Aufhebung des Klosters.
Durch die Säkularisation mit Aufhebung der Klöster und Übergang ihrer Besitzungen an weltliche Herren kam Wiblingen an das Königreich Bayern. In dieser neuen Situation wandte sich die Gemeinde Unterweiler erneut am 12. 6. 1806 an die Königlich Bayerische Landesdirektion mit der Bitte um Beibehaltung des seitherigen Lokalkaplans für seine einhundertzweiundachtzig Seelen. Dagegen wandte sich nun energisch der bisher zuständige Pfarrer von Unterkirchberg, Pater Amandus Storr, denn ihm war die nach seiner Ansicht zu Unrecht eingerichtete Lokalkaplanei längst ein Dorn im Auge. SeineUnterweiler Schäflein liefen ihrem kirchenrechtlich zuständigen Seelenhirten davon und wählten lieber den kurzen Weg als den beschwerlicheren nach Unterkirchberg. Der Briefwechsel mit den Behörden und die jeweiligen Antworten der beiden «Konkurrenten« aus demselben Orden und Kloster gibt einen guten Einblick in die Zeit nach Auflösung der Klöster. Von brüderlicher Eintracht war da auf Seiten Pater Amandus wenig zu verspüren. Er führte eine recht spitze Feder im Gegensatz zu den Zuständigen von Unterweiler, die ihre Nöte mit dem
Kirchenweg fast dramatisch darzustellen wußten: Im Winter bis Frühling wäre der Gang zur Pfarrkirche wegen der Menge Schnee, Wasser und schlechten Wegverhältnissen für Erwachsene nur mit größter Mühe zu bewältigen. Alte und Schwache, schon gar nicht die Kinder, könnten ohnehin nicht dorthin kommen. Die Kirche von Unterkirchberg liege außerdem auf einem hohen Berg und man müsse unterwegs durch einen Bach waten. Außerdem wäre es sehr schwierig Dienstboten zu bekommen, weil am Ort die Pfarrkirche fehle, und falls sich einer fände, dann handle es sich meist um einen schlechteren, welcher dazu noch einen hohen Lohn fordere. Diese Eingabe war unterzeichnet von Josef Edel, Bürgermeister, und Anton Haide.
Pater Amandus Storr wurde von seiner Behörde um Stellungnahme ersucht und antwortete grollend: Die Unterweiler Katholiken erscheinen nur an den höchsten Feiertagen in ihrer Mutterkirche, an Maria Himmelfahrt nur vormittags beim Hochamt. Auf diese Weise kenne der eigentliche Hirte seine Schafe nicht mehr, er sehe sie nur bei Trauungen, Taufen, am Kranken- oder Sterbebett und habe sie zu begra- ben. Wenn der Kirchenweg so schlecht sei, so wäre es doch Sache der Unterweilener, ihn in Ordnung zu halten. Sie gingen doch auch bei Regen, Wind und Schnee auf ihren schlechten Wegen zu Hochzeiten, Tänzen usw. in die benachbarten Wirtshäuser. Das übermäßige Betrinken, nächtliches Herumschwären, vielfältige Händel und Raufereien, das fortge-
setzte Spielen der Verheirateten wie der Ledigen bis in die frühen Morgenstunden habe auch nicht aufgehört durch den »Privatgottesdienst« in der Kapelle, welche übrigens gar nicht konsekriert (geweiht) sei. Auch wären jene Bauern, die keine Knechte oder  Mägde fänden, weil eine Kirche im Ort fehle, keine guten Vorbilder obwohl sie ihren Ortskaplan hätten. Pater Amandus forderte eine detaillierte Aufzählung über die Art der Ausübung des Amtes von Pater Fortunat: welche Gottesdienste er abhalte, welche Segnungen er vornehme - mit Salz, Kerzen, Kräuterweihe, Aussegnung der Wöchnerinnen, Ösch- und »private« Fronleichnamsprozessionen, Feier des Kirchenpatroziniums. Aus der Antwort von Fortunat Pock, »Pensionär« vom 7. 7. 1807 nach Rücksprache
mit dem Wiblinger Prälaten, sind die kirchlichen Gebräuche dieser Zeit ersichtlich:
Alle Sonntage um 8 Uhr Predigt und Hl. Messe, vorher wird das Weihwasser geweiht, am Schluß der Segen erteilt. An Dreikönig Weihe von Wasser, Salz und Kreide am Vorabend ; an Lichtmeß Wachsstockweihe ; am Aschermittwoch Weihe von Asche ; an Maria Himmelfahrt Kräuterweihe ; Osterkommunion wurde ausgeteilt, die Beichtzettel aus Wiblingen bezogen. Ösch- und Fronleichnamsprozessionen fanden statt. Auch wurden die Wöchnerinnen ausgesegnet, denn erst dann durften sie wieder ausgehen. Es war Sitte, dabei dem Pfarrer einen Schneller Leinengarn und dem Mesner Wachs zu verehren.
Der pensionierte Benediktinerpater Fortunat scheint nach Unterweiler anderweitig untergekommen zu sein, wodurch sicherlich eine Verbesserung des Klimas im Kirchenstreit zustandekam.
Schon klopfte der nächste an die Tür:
Pater Franz Xaver Sibich, Exkonventuale des Klosters Wiblingen und seitheriger Pfarrverweser in Dorndorf, wandte sich am 3. Dezember 1809 an die Kirchenbehörde und schrieb u.a . . . »Da die Pfarrei Dorndorf anderweitig besetzt werde, wisse er nicht wo aus und wo ein. Er gedenke sich in dem Schulhaus zu Unterweiler niederzulassen. « Es kam nicht dazu, denn Pater Franz Xaver erhielt die Pfarrstelle in Bihlafingen.
Aus dem umfangreichen Briefwechsel und der unbeugsamen Haltung von Pater Amandus Storr ist unschwer der ehemalige Prior der Erbauungszeit der Wibliner Klosterkirche zu erkennen. Der Stil seiner Eingaben erinnert an einen sprachgewaltigen Kanzelredner. Das geht schon daraus hervor, daß Prior Amandus bei der Benediktion der neu erbauten Klosterkirche im Beisein der Äbte von Elchingen und Ochsenhausen dazu ausersehen war, die Festpredigt zu halten. Sein Einsatz beim Bau dieser Kirche fand Niederschlag bei der Ausgestaltung, denn der Freskant Januarius Zick malte in den Achsen des Rundbildes vier Portraitsilhouetten: östlich Abt Roman Fehr. Nördlich Prior Amandus Storr, südlich Subprior Werner Stadler und westlich Großkeller (Verwalter) Sebastian Molitor.

Nachdem der letzte Wiblinger Abt samt seinem Prior nach Galizien ausgewandert war, fühlte sich der einstige Prior und jetzige Pfarrer von Unterkirchberg als »Herr«, der die ehemaligen Rechte vertrat. Amandus Storr verstarb 1818 als Pfarrer von Unterkirchberg. Ihm blieb es erspart, die Umpfarrung von Unterweiler nach Wiblingen zu erleben.

Die Urkunde vom 9. Februar 1819 hat folgenden Wortlaut:
»Departement des Innern und des Kirchen- und Schulwesens Königlicher Katholischer Kirchenrath Im Namen des Königs:
Das Dorf Unterweiler, der Hof Fischbach und der dabei stehende Ziegelstadel sollen aus der Pfarrey Unterkirchberg zur Pfarrey Wiblingen umgepfarrt werden, womit nebest den Accidentien auch die in der Kirche zu Unterweiler im März 1819 erstesmal zu lesenden und von der dasigen Kirchenpflege mit Ein Gulden 42 Kr. zu bezahlenden 3 Stiftungsmessen übergeben. Hiervon sind die betreffenden Pfarrer und Einwohner in Kenntnis zu setzen. Stuttgart, den 9. Februar 1819, gez. Camerer Schedler«.

Nicht alle Einwohner von Unterweiler schienen jedoch mit der Umpfarrung zufrieden gewesen zu sein, obwohl die Wege nach Wiblingen »besser und bequemer« waren als die nach Unterkirchberg und in der Pfarrei Wiblingen mehr Geistliche zur Verfügung standen.

Holzskulptur Maria und Jesus

Die alte gefaßte Holzskulptur der Schmerzensmutter mit dem toten Sohn auf dem Schoß im Chor der ehemaligen Kapelle ist der Blickpunkt dieses würdigen Gedenkraumes für die Gefallenen- Gedenktafeln zweier Kriege.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges wird wohl allgemein als das Ende der »guten« alten Zeit angesehen. Dieser Krieg, der so viele Völker mit seinem Elend erfaßte, war, auch wenn seine Schlachten
weit von Unterweiler entfernt ausgetragen und entschieden wurden, natürlich auch im Dorf zu spüren. 45 Männer aus Unterweiler mußten einrücken, mußten ihre Familien und ihre Höfe verlassen, und zehn von ihnen sahen ihre Heimat nicht wieder.

1914 - 1918 Gefallen:
Holzschuh Anton
Holzschuh Josef
Magg Anton
Mangold Vinzenz
Nothhelfer Andreas
Nothhelfer Ignaz
Nothhelfer Xaver
Schadel Marzell

Vermißt:
Henle Stefan
Stolz Jakob

1939 - 1945 Gefallen:
Embacher Anton
Häfele Anton
Häfele Albert
Hartlieb Albert
Hartlieb Johannes
Hartlieb Josef
Henle Alfred
Henle Magdalena
Irnberger Johannes
Magg Franz
Malman Stefan
Merkle Johannes
Merkle Karl
Nothhelfer Gottfried
Nothhelfer Johannes
Nothhelfer Josef N 17
Nothhelfer Josef N 50
Speidel Hans
Trentz Peter

1939 - 1945 Vermißt:
Engelhart Reinhard
Imberger Josef
Rausch Franz
Sälzle Karl

Inneres und Äußeres der Antoniuskirche

Oben: Kirche St.Antonius im Festschmuck mit Rathaus 1992. Unten: Das Innere der Antonius-Kirche.

Nach fast zehnjährigen Planungs- und Renovierungsüberlegungen begann am 3. April 1989 die Trockenlegung des Mauerwerks und die damit verbundene Umgestaltung der Kirche durch das
Architekturbüro Anger, Ulm-Söflingen. Unermüdlicher Bauführer und Organisator war Kirchenpfleger Hubert Kopf. Neu gestaltet wurden Altarraum und der alte Teil der Kirche, wobei die
Orgel einen anderen Platz erhielt. Heizung, Beleuchtung, eine neue Lautsprecheranlage sorgen für zeitgemäßen Komfort. Auch die Sakristei wurde vergrößert. Am 10. Dezember 1989 fand dann die
grundlegend erneuerte Kirche St. Anton ihre Weihe durch Franz Josef Kuhnle, Weihbischof der Diözöse Rottenburg-Stuttgart. Mit einer Orchestermesse gab der Kirchenchor dem Gottesdienst das Gepräge eines denkwürdigen Tages, der in der Turn- und Festhalle mit dem Motto »Alles unter einem Dach« seinen Abschluß fand.

Luftaufnahme Unterweiler

Diese Aufnahme zeigt Unterweiler, wie es im Herbst 1991 aus der Luft aussah.

Das erste größere Bauvorhaben in Unterweiler war die Errichtung der »Siedlung« im Jahnweg nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie entstand nach dem Beschluß vom 10. 12. 1949 hauptsächlich für 64
Heimatvertriebene Ehemänner- und Frauen aus Ungarn, Schlesien, Ostpreußen, Rumänien, Jugoslawien und dem Sudetenland. Hinzugerechnet werden müssen noch deren Kinder und weitere
Angehörige. Die Gemeinde selbst erbaute mit tatkräftiger Unterstützung vieler Mitbürger dazu noch ein Mietwohnhaus. Sie war damit Vorläuferin des sozialen Wohnungsbaues.
Im Herbst 1956 wurde die Ortsdurchfahrt verbreitert und begradigt, und im selben Jahr neues Baugelände in den Brühläckern zur Verfügung gestellt. (Funkenweg). Das Jugendheim ; 1956 erstellt,
diente vorerst auch als Ausweichraum für den Religions-und Handarbeitsunterricht und war zunächst nur provisorisch eingerichtet. Im Keller wurde Heizmaterial gelagert, während ein neben der
Garage angebauter Abstellraum als Unterstand für den Leichenwagen diente.
Doch neben diesen Neubauten, bedingt durch das Anwachsen der Einwohnerzahl, verschwanden nach und nach auch Gebäude, die jahrhundertelang das Gesicht des Dorfes geprägt hatten. So wurde 1961 der alte Stadel von Josef Sommer (früher Geisele) abgerissen. Er war das letzte Bauwerk, das mit seinem vom lehmverschmierten Weidengeflecht unterbrochenen Fachwerk über die früher hier übliche Bauweise Aufschluß gegeben hatte.
Kurz darauf mußten im Zuge des Ausbaus der Straße Donaustetten-Unterkirchberg eine wunder, schöne alte Kastanie am nördlichen Dorfausgang, sowie auch Straßenbäume ihr Leben lassen.
Zum erstenmal entstand in Unterweiler im Jahr 1969 ein Kinderspielplatz. Die Kläranlage wurde gebaut und die Innenrenovierung des Rathauses voll-endet. Nachdem schon im Jahr zuvor das Baugelände auf der Parzelle 246/2 erschlossen und im Gebiet Wolfsäcker die ersten Rohbauten standen, konnte man mit den Erfolgen auf dem Sektor Neubau zufrieden sein.
Schon 1968 war die neue B 30, die knapp an der Gemarkungsgrenze von Unterweiler vorbeiführt, dem Verkehr übergeben worden und zwei Jahre später war dann auch der Ausbau der Landesstraße 1242 beendet. Er befreite Unterweiler vom Durchgangsverkehr und wurde als große Erleichterung empfunden.
Im gleichen Jahr konnten sich die Bürger über die erste öffentliche Telefonzelle im Dorf freuen.

Nach der Eingemeindung gab es neue Straßenbezeichnungen. Die Einwohnerzahl war seit 1961 um 24,2 % gewachsen, und der 500. Einwohner konnte 1969 begrüßt werden.
Die Stadt Ulm gab bei der Eingemeindung Zusagen für den Bau eines Kindergartens und einer Turn-bzw. Mehrzweckhalle, versprach Zuschüsse zum Bau von Umkleideräumen und sonstigen
Maßnahmen am Sportplatz, sowie zur Erschließung von neuem Baugelände. Diese Zusagen wurden auch eingehalten.
Als erstes wurde das alte Schul- und Rathaus außen vollständig hergerichtet und mit einem Pausenhof versehen. Danach wurden Straßen ausgebaut,Gehwege angelegt und Straßenbeleuchtungen installiert. Unter fleißiger Hilfe der Mitglieder des Sport vereins entstand das räumlich großzügige Sport heim. Der Sportplatz erhielt eine Flutlichtanlage.
Im Nahverkehr, der sich bisher als großes Problem erwiesen hatte, gab es durch die Bildung eines Tarif verbundes ab 1. 1. 1972 einige Erleichterungen. Die ser Tarifverbund wurde ab Dezember 1973 erweitert und damit die Wünsche der Bürger stärker berücksichtigt.
Im Wohnungsbau ging es in diesen Jahren zügig voran, wobei im Gewann »Breite« neue Bauplätze erschlossen und bald vergriffen waren. Die Einwohn erzahl stieg ständig an, was eine Bestandsaufnahme vom Dezember 1977 beweist: 440 weibliche , 405 männliche Einwohner in 177 Gebäuden mit 252 Wohnungen. Außerdem 12 Pferde, 393 Rinder, 149 Schweine, 26 Schafe, 430 Hühner und Bienenvölker.
Zwei Banken hatten Filialen in Unterweiler eröff net. Die erste Verkehrsampel-Anlage wurde 1976 in Betrieb genommen.
Im Jahr 1980, in dem Ulm Großstadt wurde, erwähnte eine Ulmer Tageszeitung in einer Sonder ausgabe auch die negative Seite des ungebrochenen Bau-Booms:
»Gerade dort, wo die Landschaft noch zur Verfügung steht, wird hemmungslos Bauland erschlossen. Da wächst das kleine Unterweiler binnen acht Jah ren von 550 auf 1100 Einwohner an.« In ihren weite ren Ausführungen nennt das Blatt Unterweiler, das frühere Dorf, eine „Wohnstadt“.
Doch ist dies ein abwertender Begriff? Sollte man nicht unter einer „Wohnstadt« auch einen Ort verstehen, in dem das Wohnen Freude macht?
Viele bauliche Neuerungen, wie z. B. die Aufstellungen von Wartehäuschen an den Bushaltestellen und die Niederlassung mehrerer Gewerbebetriebe, doch auch der Bau neuer Radwege, tragen dazu bei, aus Unterweiler einen Ort zu machen, in dem man wirklich gerne lebt. Ortschaftsrat und Ortsverwaltung bemühen sich, Entwicklungen aufzuzeigen und Maßnahmen zu ergreifen, die geeignet und notwendig sind für eine gute Zukunft.
Die Einwohnerzahl ist im Steigen begriffen. Am 31. Dezember 1991 hatte Unterweiler 1082 Einwohner.

Im Laufe der Jahrzehnte wurden immer wieder Reparaturen vorgenommen, Altardecken und Röcke samt Chorhemden für die Ministranten angeschafft.1868 Fußboden des Chores entfernt, Erde
ausgegraben und Kies nachgefüllt, dann mit Solnhofer Platten belegt. Baufälliger Altar abgebrochen, Altarmensa neu aufgebaut wegen Feuchtigkeit.
Die Kapelle blieb ein einfacher spätgotischer Bau mit karger Inneneinrichtung - Gesamtlänge 14,77 m, Breite 5,60 m - im Chor 3,7 m, Höhe 4,36 m - im Chor 4,14 m. Sie bot 150 Plätze.
Im Inneren der Kapelle waren weder Wände noch Decke bemalt, auch keinerlei Stuck vorhanden. Statuen des hl. Franziskus Xaverius und des Viehpatrons St. Wendelin, ein Bild des Patrons
Antonius vom Wiblinger Laienbruder Martin Dreyer, sowie eine qualitätvolle alte Pietä waren der ganze Schmuck. Auch das Äußere der Kapelle war bescheiden. Über dem Chor erhob sich ein 14 m
hoher viereckiger Turm mit einem Pyramidendach.

Oberklasse

Oberklasse der Volksschule Unterweiler mit Lehrer Dietenberger im Jahr 1950.

bis 1890          Josef Tanz / Joh. August Dürr
1890 -1899      Karl Sauer
1899 - 1934     Oswald Linder
1934 - 1944     Johann Steinhauser
1945 - 1948     Lorenz Schlegel
1948 - 1949     Leopold Lustig
1949 - 1950     Benedikt Dietenberger
1950 - 1951     Hubert Werniznig
1951 - 1965     Kurt Schebesta
1965 - 1966     Wieland Elstner
1966 - 1968     Edith Straub
1968 - 1975     Uta Bühring
1975 - 1980     Günter Schmidt
1980 - 1982     Oswald Niemela, kommissarisch
seit 1. 4. 1982  Rupert Zeller


Antoniuslied Noten und Liedtext

Antoniuslied Noten und Liedtext

Das erste urkundlich festgehaltene Datum über die Unterweilener Kapelle ist das Jahr 1551. Damals wurde durch den protestantischen Bürger und Herren in Weiler, Sebald Lupin, eine Kapelle gestiftet. Es muß jedoch schon früher eine Kapelle in Weiler gestanden haben, denn bereits im Jahre 1537 unternahmen protestantische Besitzer in Weiler den Versuch, die neue Lehre Martin Luthers auch dort einzuführen.
Die neu errichtete Kapelle wurde schon ein Jahr später durch Kampfhandlungen im Schmalkaldi-sehen Krieg im Frühjahr 1552 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wahrscheinlich wurde sie bald notdürftig wieder instandgesetzt. Eine Gedenktafel an der linken Seite des Vorderschiffes erinnert noch an den Stifter. 1672 stiftete dann Johann Jakob Heroldt eine katholische Prädikatur.
Diese Kapelle, am nördlichen Dorfende gelegen und dem heiligen Antonius von Padua geweiht, wurde 1693 vom Augustinerchorherrnkloster St. Michael zu den Wengen in Ulm erworben und in den
folgenden Jahren in einfachem Stil erneuert.
Am 22. Februar 1701 erwarb Kloster Wiblingen die Kapelle, doch der Kaufkontrakt kam zunächst wegen der Streitigkeiten zwischen Kloster und den Grafen Fugger in Kirchberg nicht zustande. Laut
Überlieferung nahmen die Wiblinger Benediktiner, die allen Bemühungen zum Trotz ihr Recht nicht fanden, Zuflucht zu einer neuntägigen Andacht zum Heiligen Antonius und gelobten zur Ehre dieses
heiligen einen Altar in der Kapelle zu errichten bei günstigem Ausgang des Prozesses. Im Dezember 1701 fand der Altar seine Aufstellung. Das Altarbild stiftete der Amtmann von Aufheim, Paul
Etschmann. Der Wiblinger Laienbruder und Maler Martin Dreyer, dessen Werke auch in Kirchen der Umgebung und im Kloster selbst zu finden sind, malte vom 12. bis 16. September 1789 ein
Deckengemälde, das den heiligen Franz Xaver bei der Taufe von Indianern darstellt.

In einem Gemeinderatsprotokoll aus dem Jahre 1845 wird von »vier laufenden Brunnen, die der Länge nach durch den Ort laufen« gesprochen, sowie von »zwei laufenden Brunnen im hinteren Weiler«. Diese Brunnen waren Privateigentum und ihre Besitzer mußten für die Unterhaltung aufkommen. Dagegen setzten sie sich zur Wehr und verlangten, daß auch die übrigen Nutznießer zur Instandhaltung beitragen sollen. Eine Einigung war, besonders im »hinteren Weiler«, schwer zu erreichen.
Wann die Gemeinde die Wasserversorgung übernommen hat, kann nicht genau festgestellt werden. Jedenfalls wurden um das Jahr 1845 zwei Quellen im Wiesengelände südlich des Dorfes provisorisch ein-gefaßt und das Wasser in »Holzdeicheln« den »laufenden« Brunnen in der Ortschaft zugeleitet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gingen einzelne Bauern daran, für ihre eigenen Häuser von der Hauptleitung Nebenleitungen abzuzweigen. Dadurch ging das Wasser in den öffentlichen Brunnen merklich zurück, so daß sich die Benachteiligten beim Gemeinderat beschwerten, der in einer Sitzung am 3. Juli 1887 folgenden Beschluß faßte:
»Die Wasserleitung soll in eiserne Röhren gelegt werden und jeder, der die Leitung in Stall und Haus will, kann sie auf eigene Kosten einrichten lassen, während die Hauptleitung auf Gemeindekosten gebaut werden soll.«
In einer weiteren Sitzung am 31. Juli desselben Jahres wurde beschlossen, die Leitung so anzulegen, daß »an 4 bis 5 Schachtlöchern die Feuerspritze angeschlossen werden kann.«
Das Reservoir, oder besser gesagt die »Brunnenstube« faßte etwa 30 0001. Die Anlage versorgte den Ort bis nach dem Zweiten Weltkrieg mit Wasser.
Im Jahre 1950 wurde am nördlichen Dorfausgang an der Straße nach Gögglingen ein Tiefbrunnen (18,80 m Tiefe) gebohrt, der 4,5 1 Wasser pro Sekunde lieferte, und am 29. März 1951 faßte der Gemeinderat den Beschluß, mit den Arbeiten an einer neuen Wasserversorgungsanlage zu beginnen.
Im Gewand »Steige« wurde ein Hochbehälter gebaut, fast 3000 Meter verschieden starke Rohre wurden gelegt und 60 000 Mark ausgegeben. Die Anlage arbeitete zur allgemeinen Zufriedenheit, lieferte einwandfreies Wasser, und war nur durch große Eigenleistungen, vor allem Grabarbeiten, möglich geworden.
Durch das starke Anwachsen des Ortes nach der Eingemeindung gab es Probleme, da der Wasserdruck nicht mehr ausreichte und sich der Tiefbrunnen nahe der Straßenkreuzung nach Gögglingen befand. Es bestand die Gefahr, daß das Wasser bei einem Unfall durch auslaufendes Öl oder Chemikalien verschmutzt werden könnte. Da sich die Anschaffungskosten einer zwingend notwendig gewordenen Druckerhöhungsanlage auf zirka 100 000 Mark belaufen hätten, entschloß sich der Ortschaftsrat zum Anschluß des Stadtteils an die Ulmer Wasserversorgung. Seit Mai 1975 wird Unterweiler mit Ulmer Wasser versorgt.